Thangkas

Unsere Thangkas werden in Nepal -nach tibetischer Tradition- hergestellt. Thangkas sind sakrale Gemälde und dienen ursprünglich als Hilfe zur Meditation, für Rituale oder auch als Schutz vor Dämonen. 
In der westlichen Welt werden Thangkas mehr zu dekorativen Zwecken verwendet.

Große Museen überall in der Welt stellen sie aus, in unzähligen wissenschaftlichen Abhandlungen, Reise- und Kunstführern sind sie abgebildet. Bewundert werden können sie in den Klöstern des Tibetischen Buddhismus (Tantrayana-Buddhismus bzw. Lamaismus) Zentralasiens. 
In den Ländern, in denen der lamaistische Buddhismus verbreitet ist oder war (Nepal, Tibet, Ladakh, Mongolei, Teilen Rußlands und Chinas, Sikkim, Bhutan) findet man noch heute die durchgehende und bis jetzt lebendige Tradition einer Kunstform, deren zeitlicher Grundstein schon vor der ersten Jahrtausendwende unserer Zeitrechnung liegt.

Die häufig in strahlenden Natur- und/oder Goldfarben gemalten Thangkas mit ihren wilden und schrecklichen oder mild lächelnden Gottesgestalten öffnen -neben den Heiligen Texten des Lamaismus selbst- den Zugang zu dieser Religion. Die Gläubigen benötigen die bildliche Darstellung zur meditativen Versenkung und Anbetung. Die Rollbilder (tibetisch: Th`an-g-ka = das, was man aufrollt) erfreuen sich wegen ihrer unvergleichlichen Ästhetik in zunehmenden Maße großer Beliebtheit in der ganzen Welt.

Thangka Malerei ist eine ausschließlich religiös bestimmte Kunst. Auch jetzt noch wird sehr viel dieser phantastischen bildlichen Götterverehrung direkt für den sakralen Gebrauch hergestellt. Daher sind also selbst die neueren Stücke Originale und somit echte Thangkas.

Anwendung und Zweck

Ursprünglich dienten Thangkas als Meditationshilfe: die bildlich dargestellten Gottheiten sollten vor dem inneren Auge des Betrachters das visionäre Erscheinen der einzelnen Götter erleichtern. Daher werden sie meist nur zur Meditation oder während klösterlicher Ritualhandlungen aufgehängt. Ansonsten sind sie zusammengerollt oder mit Seide abgedeckt aufbewahrt. Später wurden sie dann zunehmend auch von Reisenden und Pilgern zu Meditationszwecken oder als Schutz vor Dämonen mitgenommen bzw. in Wohnhäusern aufgehängt, als Votivgabe (Opfergabe, Weihgeschenk an Götter und Heilige) verwendet oder als Gastgeschenk mitgebracht.

Aufbau und Inhalte

Der Aufbau und die Inhalte der Thangkas sind ikonographisch (= wissenschaftliche Bestimmung von Bildnissen, Form- und Inhaltsdeutung) und thematisch eng begrenzt. Die Formen der Götter, ihre Farben, Haltungen, Attribute, sogar die Art der Bekleidung, all das ist festgelegt in den ikonographischen Beschreibungen und Vorschriften der Heiligen Schriften. Aus diesen Schriften, vornehmlich denen des Tanyur und Kanyur, aber auch anderen, sowie Texten einzelner Schulen, leitet sich ein einheitlicher Grundkonsens ikonographischer Formen ab, der für den gesamten Lamaismus verbindlich ist. Es findet aber nicht nur eine Festlegung der Formen und Farben etc. statt. Häufig wird auch eine genaue ikonometrische Beschreibung vorgenommen, ja vereinzelt sind sogar die Charaktere der Maler umrissen, denen es erlaubt sein soll, bestimmte Stücke zu malen. Als individuelle Interpretation haben die Maler meist nur die Möglichkeit, in den Ausschmückungen, der Ausgestaltung der Hintergrundmalerei, der ästhetischen Gesamtwirkung und schließlich in der Feinheit der Ausführung ihr Können zu zeigen. All das setzt voraus, daß die Maler die ikonographischen Vorschriften genau kennen. Vielfach sind es deswegen Mönche, die speziell für die Klostermalerei ausgebildet sind; aber auch besonders geschulte und spezialisierte Laien ("Lehrzeit" bis zu 12 Jahren) wirken als Thangkamaler. Nur so ist gewährleistet, daß auch heute noch diese Kunstwerke in den faszinierenden Details und der klassischen Anmut hergestellt werden, die die ungebrochene Tradition von über einem Jahrtausend lamaistischen Kunstschaffens fortsetzen.

Formen von Thangkas

Historische oder legendäre Darstellungen

Szenen aus dem Leben Buddhas und der Heiligen. Hierzu ist z.B. das häufig gemalte Motiv des Lebenslaufs Buddhas zu zählen oder auch die Darstellung der Mahasiddhas

Darstellung der geistigen Nachfolge

Thangkas von Ordens- und Klostergründern und anderen hohen Lamas (z.B. auch die Dalai Lamas)

Meditative Darstellungen

Bildnisse verschiedener Buddhas, Bodhisattvas, Dharmapalas, Yidams und anderer Götter

Mandalas

Darstellungen von kreisförmigen Meditationsdiagrammen, die eine Lehre oder Teilaspekte einer Lehre verkörpern und vielfach in verschlüsselter Symbolik gehalten sind, um Außenstehende zu ihrem eigenen Schutz davon abzuhalten, in die Geheimlehren einzudringen. Oft befindet sich im Zentrum des Mandalas eine wesentliche Gottheit, der es zugleich als Palast dient, und die meditativ zu "erarbeiten" ist.

Herstellung und Arten von Thangkas

Insbesondere in Nepal, Ladakh, Sikkim, Bhutan, Indien (Assam, Himachal Pradesh, Karnataka u.a.) und auch wieder -eingeschränkt- in Tibet und der Mongolei wird heute die Tradition der tibetischen Thangka-Malerei gepflegt und fortgesetzt. Als Grundlage wird feine Baumwoll-"Leinwand" verwendet, äußerst selten Seide. Die vorgesehene Malfläche wird mehrfach mit einer Kreide-Leim-Mischung bestrichen und sorgfältig, meist mit einem Halbedelstein, abgeschliffen. Von der Qualität dieser Grundierung ist die Qualität der späteren Malerei bedeutend abhängig. Wenn die Leinwand getrocknet ist, wird sie mit Schnüren in einem Holzrahmen straff gespannt und das Grundmuster der jeweiligen Gottheit auf die grundierte Fläche aufgelegt. Erst dann kann gemalt werden.
Im Wesentlichen werden folgende Arten der Thangkamalerei unterschieden:

Farbig gemalte Thangkas

Tibeter sind farbenfroh. So werden die Rollbilder oft sehr farbenfreudig in zumeist strahlenden Farben gemalt. Zusätzlich wird vielfach Gold und -zunehmend- auch Silber verwendet.

Gold- oder Rotgrundmalerei

Nach der oben schon beschriebenen Grundierung erhält das Stück eine zusätzliche Beschichtung aus leimvermischten Goldstaub oder roter Farbe. Darauf wird mit roten, schwarzen oder goldenen Linien gezeichnet, seltener teilkoloriert. Die Anforderungen an die Herstellung solcher Thangkas sind enorm. Beispielsweise ist jede Unachtsamkeit in der Ausführung, jeder Fehler, leicht zu erkennen aber kaum mehr korrigierbar (das gilt insbesondere für Goldgrundthangkas). Eine sehr lange und intensive Ausbildung ist daher dazu erforderlich.

Schwarzgrundmalerei

Schwarzgrundthangkas sind sehr beliebt. Das Thangka erhält eine weitere Grundierung in Schwarz, auf der monochrom in Weiß, Gold und/oder Silber gezeichnet wird, seltener wird darauf polychrom mit enger Farbpalette gemalt. Zu der Gruppe der Schwarzgrund-Rollbilder sind auch die jetzt vereinzelt hergestellten und in ihrer ästhetischen Wirkung herrlichen Blaugrund-Thangkas zu rechnen, denn die Farbe Blau scheint dem Schwarz ikonographisch gleich zu stehen, wenn man sich beispielsweise die vielen Formen von Mahakala betrachtet, in denen der Yidam in Blau erscheint, obwohl er den Beinamen "Der Große Schwarze" trägt.

Nach völliger Fertigstellung wird das Stück aus dem Holzrahmen geschnitten und erhält, wenn es für religiöse Zwecke benötigt wird, durch Mönche eine abschließende Weihe, die durch das Auftragen des Mantras der jeweils abgebildeten Gottheit oder des Meditationsmantras OM AH HUM auf der Rückseite des Thangkas dokumentiert wird.